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In Korea hat Bielefeld einen Strand

Die bisher vernächlässigte Stadt Gangneung (sprich: Gangnyng) wurde zu den Olympischen Winterspielen aufgefrischt und umgebaut. Es gibt eine neue Innenstadt und aufgemotzte Bauernfängermärkte - das Beste hat man aber zum Glück so gelassen wie es ist: den Strand. Den Strand!

Gangneung liegt am anderen Ende von Südkorea, genauer gesagt an der Ostküste. Sehr viele Berge liegen zwischen Seoul und dieser Stadt und hätte es nicht die olympischen Winterspiele in Pyeongchang gegeben, niemand hätte mit dieser Gegend etwas anzufangen gewusst. Gangneung hat vermutlich lange vor sich hingedämmert, bis dann Olympia kam und in der Stadt drei Eishallen gebaut wurden (der Bürgermeister muss sich dafür ein Bein ausgerissen haben). Im Zuge dessen wurde Gangneung auch an das Hochgeschwindigkeitsnetz der Koreanischen Eisenbahn angeschlossen. Der KTX-Superexpresszug, der Stolz Koreas, fährt jetzt auch nach Gangneung. Und hält in einer gottverlassenen Ecke der Stadt.

Spannend wie ein Dorfplatz aus EU-Geldern.

An der Touristeninformation beschwört mir die junge Dame in fließendem Englisch das neue Highlight der Stadt: Die Wolhwha-Straße. Früher ein Bahndamm, heute eine Fußgängerzone die sich einmal durch die Stadt zieht. Dort entlang zu gehen fühlt sich an, als wäre in Bielefeld die Innenstadt mit EU-Geldern aufgehübscht worden. Ich flüchte in eine Essensbude und mache mich dann auf zum Markt, der direkt am Fluß liegt und wo ein Festival stattfände - ich bin gespannt.

Tand und Gloria

Der Markt ist riesig. Er zieht sich schier endlos an beiden Seiten des Flusses entlang. Man gelangt von der Wolhwha-straße über eine Brücke dorthing. Dort wird alles verkauft: Socken, Töpfe, Pfannen, Heizdecken (es ist brütend heiß heute, trotzdem interessieren sich die Leute dafür), allerlei Tand, billige Sonnenbrillen, Klamotten und Schuhe. Und dann kommt das Festival.

Es ist ehrlich gesagt nur eine Verkaufsshow. Ein Zeltdach über einen Teerplatz gespannt, alte Menschen sitzen auf Plastikhockern und schauen grell geschminkten Unterhaltern (Comedians, Sängerinnen und Trommler) zu, die aus großen Boxen brüllend laute Schlageresque Musik zum Besten geben. Und zwischendurch verkaufen sie traditionelles Süßzeug, eine Mischung aus Fudge und Bohnenmus. Das ist zwar auch eine Form von Kultur, aber nicht das was ich erwartet habe. Aber was soll's.


Ladies & Gentlemen: Der Strand

Wo auch immer ich bisher in Korea unterwegs war, eines fand ich immer: Hilfsbereitschaft. Ich fragte ein junges Paar nach der Bushaltestelle von wo der Bus zum Strand fuhr, und kurz darauf fand ich mich im Bus wieder der mich an einer schmucklosen Haltestelle (angeblich am Strand) ausspuckte. In der Richtung in der ich (ok, Google maps) das Meer vermutete standen Hotels und Pinien. Hinter den Hotels dann: Das Meer. Und ein unglaublicher Strand. Lang. Breit. Sauber. Leer. Korea, Du kannst echt was!